Bandsalat im Hirn
http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/news/293753
Defekter Wiedergabemechanismus im Hippocampus führt bei Älteren zu Gedächtnisproblemen
US-Forscher haben einen der Gründe dafür entdeckt, dass im Alter das Gedächtnis nachlässt: Es gelingt dem Gehirn nicht mehr, tagsüber Erlebtes im Schlaf korrekt zu rekapitulieren – ähnlich wie ein alter Videorekorder beim Abspielen von Aufzeichnungen häufig Bandsalat produziert. Da diese Rekapitulation als Schlüsselfaktor für den Übergang einer Erinnerung aus dem Kurz- ins Langzeitgedächtnis gilt, beeinträchtigt die Fehlfunktion vor allem das Abspeichern neuer Erfahrungen – ein Problem, unter dem viele ältere Menschen leiden. Ob sich aus den Erkenntnissen der Wissenschaftler allerdings jemals eine Pille für ein besseres Gedächtnis entwickeln lässt, bleibt abzuwarten. Bisher haben sie den Effekt lediglich bei Ratten nachgewiesen.
Studienobjekte waren elf junge und elf alte Ratten, die auf der Suche nach Futter durch verschiedene Labyrinthe navigierten. Während dieser Suche und während eines anschließenden Nickerchens zeichneten die Forscher die Aktivität im Hippocampus der Tiere auf. Diese Hirnregion spielt sowohl beim Lernen als auch bei der Erinnerungsbildung eine Schlüsselrolle.
Das Ergebnis: Bei den jungen Ratten wiederholte sich im Schlaf exakt die Sequenz an Nervenaktivität, die auch während der Labyrinth-Aufgabe abgelaufen war. Bei den meisten der älteren Tiere stimmte das Aktivitätsmuster hingegen nicht mit dem im Labyrinth gemessenen überein. Dieser Unterschied fand sich auch in Gedächtnis- und Lernfähigkeitstests wieder: Die jungen Ratten schnitten insgesamt besser ab als die älteren, wobei in beiden Gruppen die Tiere mit der zuverlässigsten Widergabe der Hirnaktivität im Schlaf auch jeweils die besten ihrer Altersgruppe waren. Besonders ausgeprägt war der Effekt bei Aufgaben, in denen die Ratten sich an bestimmte Wege und räumliche Anordnungen erinnern mussten.
Obwohl die Tests bisher auf Ratten beschränkt waren, vermuten die Wissenschaftler, dass beim Menschen ähnliche Mechanismen die Erinnerungsbildung und die Lernfähigkeit steuern. Zu verstehen, wie es im Alter zu den verschiedenen Gedächtnisstörungen komme, könnte daher der erste Schritt hin zum Vermeiden eben dieser Erinnerungsprobleme sein – weil es beispielsweise die Entwicklung von Wirkstoffen möglich macht, die den Wiedergabemechanismus reparieren oder ihn wieder aktivieren.
Carol Barnes (Universität von Arizona, Tucson) et al.: Journal of Neuroscience, Bd. 28, Nr. 31
ddp/wissenschaft.de – Ilka Lehnen-Beyel
Defekter Wiedergabemechanismus im Hippocampus führt bei Älteren zu Gedächtnisproblemen
US-Forscher haben einen der Gründe dafür entdeckt, dass im Alter das Gedächtnis nachlässt: Es gelingt dem Gehirn nicht mehr, tagsüber Erlebtes im Schlaf korrekt zu rekapitulieren – ähnlich wie ein alter Videorekorder beim Abspielen von Aufzeichnungen häufig Bandsalat produziert. Da diese Rekapitulation als Schlüsselfaktor für den Übergang einer Erinnerung aus dem Kurz- ins Langzeitgedächtnis gilt, beeinträchtigt die Fehlfunktion vor allem das Abspeichern neuer Erfahrungen – ein Problem, unter dem viele ältere Menschen leiden. Ob sich aus den Erkenntnissen der Wissenschaftler allerdings jemals eine Pille für ein besseres Gedächtnis entwickeln lässt, bleibt abzuwarten. Bisher haben sie den Effekt lediglich bei Ratten nachgewiesen.
Studienobjekte waren elf junge und elf alte Ratten, die auf der Suche nach Futter durch verschiedene Labyrinthe navigierten. Während dieser Suche und während eines anschließenden Nickerchens zeichneten die Forscher die Aktivität im Hippocampus der Tiere auf. Diese Hirnregion spielt sowohl beim Lernen als auch bei der Erinnerungsbildung eine Schlüsselrolle.
Das Ergebnis: Bei den jungen Ratten wiederholte sich im Schlaf exakt die Sequenz an Nervenaktivität, die auch während der Labyrinth-Aufgabe abgelaufen war. Bei den meisten der älteren Tiere stimmte das Aktivitätsmuster hingegen nicht mit dem im Labyrinth gemessenen überein. Dieser Unterschied fand sich auch in Gedächtnis- und Lernfähigkeitstests wieder: Die jungen Ratten schnitten insgesamt besser ab als die älteren, wobei in beiden Gruppen die Tiere mit der zuverlässigsten Widergabe der Hirnaktivität im Schlaf auch jeweils die besten ihrer Altersgruppe waren. Besonders ausgeprägt war der Effekt bei Aufgaben, in denen die Ratten sich an bestimmte Wege und räumliche Anordnungen erinnern mussten.
Obwohl die Tests bisher auf Ratten beschränkt waren, vermuten die Wissenschaftler, dass beim Menschen ähnliche Mechanismen die Erinnerungsbildung und die Lernfähigkeit steuern. Zu verstehen, wie es im Alter zu den verschiedenen Gedächtnisstörungen komme, könnte daher der erste Schritt hin zum Vermeiden eben dieser Erinnerungsprobleme sein – weil es beispielsweise die Entwicklung von Wirkstoffen möglich macht, die den Wiedergabemechanismus reparieren oder ihn wieder aktivieren.
Carol Barnes (Universität von Arizona, Tucson) et al.: Journal of Neuroscience, Bd. 28, Nr. 31
ddp/wissenschaft.de – Ilka Lehnen-Beyel
Lednok - 30. Jul, 13:10